Geschützter Landschaftsbestandteil "Petersberg"

Als eine der prägnantesten Geländemarken im Erfurter Stadtzentrum erhebt sich der Petersberg mit der gleichnamigen Zitadelle nordwestlich des Domplatzes. Er ist Teil einer tektonischen Störungszone, die sich als unterbrochene Hügelkette aus Muschelkalk- und Keuperschichten von Südost nach Nordwest durch das Stadtgebiet zieht. Die teils steil geneigten Hänge wurden nicht nur durch den Festungsbau,  sondern auch durch lokale Rohstoffgewinnung geformt, wovon heute ein als Naturdenkmal ausgewiesener geologischer Aufschluss Zeugnis ablegt. Im Jahr 1996 wurden zwei flächige Gehölzbestände von 2,2 ha sowie drei Mauerabschnitte der Zitadelle (insgesamt 608 m) als GLB "Petersberg" ebenfalls unter Schutz gestellt. Damit ist neben der kulturhistorischen Bedeutung des unter Denkmalschutz stehenden Festungsareals auch seiner naturschutzfachlichen Wertigkeit Rechnung getragen worden. Diese besteht gerade im Spannungsfeld zwischen jahrhundertelanger Formung und Nutzung durch den Menschen bei gleichzeitigem Erhalt beruhigter Zonen, geprägt aus relativ naturnahen Gehölzbeständen mit erstaunlicher Artenvielfalt. Während einer faunistischen und floristischen Untersuchung aus dem Jahr 2000 sind unter Einbeziehung älterer Funddaten unter anderem 175 Arten Blütenpflanzen, 46 Pilz- und 17 Flechtenarten erfasst worden. 44 Brutvogel-, 45 Wildbienen- und 145 verschiedene Käferarten (davon 13 in der Roten Liste Thüringens geführte) zeigen, wie bedeutsam das GLB gerade durch seine innerstädtische Lage als Rückzugs- und Verbindungsraum für zahlreiche Tierarten ist. Als artenschutzrechtlich besonders wichtige Tiergruppe sind die Fledermäuse ebenfalls Gegenstand zahlreicher Begehungen des Gebietes geworden. Neben den Gehölzflächen als Jagdhabitat haben sich dabei die zur Festungsanlage gehörenden Minengänge als bedeutsames Winterquartier für Mopsfledermaus, Großes Mausohr, Breitflügelfledermaus sowie Braunes und Graues Langohr erwiesen. Sanierungsarbeiten und touristische Erschließung der Kasematten erfordern somit vermehrte Rücksichtnahme auf diese besonderen tierischen Bewohner, um ihnen auch zukünftig Unterschlupf und Lebensraum mitten in Erfurts Stadtzentrum bieten zu können.