Fauna-Flora-Habitat-Gebiete

FFH-Gebiete

Zu den Zielen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (RL 92/43 EWG) der Europäischen Union gehört die Schaffung und Bewahrung eines europaweiten Schutzgebietsnetzes mit dem Namen "Natura 2000". Ein wichtiger Teil davon sind die sogenannten FFH-Gebiete, die dem Schutz der in den Anhängen I und II dieser Richtlinie aufgeführten Lebensraumtypen und Arten mit europaweiter Bedeutung dienen. Da auch in Erfurt einige dieser Lebensraumtypen und Arten vorkommen, wurden 5 zumindest teilweise im Stadtgebiet von Erfurt liegende Flächen vom Land Thüringen ausgewählt und an die Europäische Union als FFH-Gebiete gemeldet.  Diese umfassen meist weitere Schutzgebietskategorien wie NSG, LSG und GLB:

  • FFH-Nr. 44 "Trockenrasen nordwestlich Erfurt" (kreisübergreifend, 43,6 ha im Stadtgebiet von Erfurt)
  • FFH-Nr. 56 "Steiger-Willroder Forst-Werningslebener Wald" (kreisübergreifend, 1630,8 ha im Stadtgebiet von Erfurt)
  • FFH-Nr. 165 "Schwansee" (kreisübergreifend, 16,2 ha im Stadtgebiet von Erfurt)
  • FFH-Nr. 171 "Luisenhall" (kreisübergreifend, 66,9 ha im Stadtgebiet von Erfurt)
  • FFH-Nr. 205 "Molsdorfer Schlosspark" (7,0 ha)

FFH-Gebiet 44 "Trockenrasen nordwestlich Erfurt"

Vom 89 ha großen FFH-Gebiet "Trockenrasen nordwestlich Erfurt" liegt etwa die Hälfte (43,6 ha) innerhalb der Grenzen der Thüringer Landeshauptstadt. Das Gebiet dient dem Schutz bedeutsamer Reste kontinentaler Steppenrasen und Kalkmagerrasen, z. B. im Bereich des Naturschutzgebietes "Schwellenburg". Diese licht- und wärmegetönten offenen Lebensräume werden von einer Vielzahl speziell angepasster Arten an Gefäßpflanzen und Insekten besiedelt. Unter den Vögeln ist das Brutvorkommen des Neuntöters (Lanius collurio) bemerkenswert.

FFH-Gebiet 56 "Steiger-Willroder Forst-Werningslebener Wald"

Das FFH-Gebiet 56 "Steiger-Willroder Forst Werningslebener Wald" umfasst insgesamt 2265 ha. Davon gehören 1630,8 ha zu Erfurt. Neben ausgedehnten naturnahen Laubmischwäldern - insbesondere Eichen-Hainbuchen-Wälder sowie Buchenwälder - liegt auch der Standortübungsplatz Drosselberg mit offenen Kalkmagerrasen und zahlreichen Kleingewässern innerhalb der Gebietsgrenzen. Unter den regelmäßig brütenden Vogelarten sind Mittel- und Schwarzspecht (Dendrocopos medius, Dryocopus martius), Rotmilan (Milvus milvus), Neuntöter (Lanius collurio), Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) und Heidelerche (Lullula arborea) hervorzuheben. Während die im FFH-Gebiet liegenden Winterquartiere von Fledermausarten wie Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) und Großes Mausohr (Myotis myotis) gut bekannt sind, ist das Vorkommen der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteini) im Steiger und Willroder Forst noch nicht ausreichend erforscht. Der Standortübungsplatz Drosselberg beherbergt u.a. eine individuenreiche Kammmolch-Population (Triturus cristatus), auch sind zwei Fundstellen der Schmalen Windelschnecke (Vertigo angustior) dokumentiert.

FFH-Gebiet 165 "Schwansee"

Der größte Teil dieses FFH-Gebietes mit einer Gesamtgröße von 325 ha liegt im Landkreis Sömmerda. Zur Stadt Erfurt gehört nur die gleichzeitig als Geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesene "Feuchtwiese Schwansee" am nordöstlichen Rand der Gemarkung Stotternheim mit 16,2 ha. Diese Feuchtwiese ist durch Röhrichte, Seggenriede und extensiv genutztes wechselfeuchtes Mähgrünland charakterisiert. Unter den auf der Feuchtwiese vorkommenden Arten ist die Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) besonders hervorzuheben. 

FFH-Gebiet 171 "Luisenhall"

Landkreisübergreifend befindet sich das FFH-Gebiet "Luisenhall" am nördlichen Rand des Erfurter Stadtgebietes. Von insgesamt 97 ha liegen 66,9 ha innerhalb der Grenzen der Thüringer Landeshauptstadt. Neben auwaldähnlichen Gehölzbeständen, ausgedehnten Feuchtwiesen, Röhrichten, Wiesengräben und der Schmalen Gera - einem Nebenbach der Gramme, die ihrerseits in die Unstrut entwässert - wird der Charakter durch eine (wahrscheinlich) natürliche Binnensalzstelle bestimmt. Besonders bemerkenswert sind Vorkommen verschiedener salzliebender Pflanzen- und Insektenarten. Unter den Brutvögeln sind Mittelspecht (Dendrocopos medius), Rohrweihe (Circus aeruginosus), Rot- und Schwarzmilan (Milvus milvus, M. migrans) hervorzuheben.  In offenen Abschnitten der Wiesengräben reproduziert stellenweise die Helmazurjungfer (Coenagrion mercuriale), allerdings fehlen aktuelle Nachweise dieser Kleinlibelle. Für die Feuchtwiesen ist das individuenreiche Vorkommen der Schmalen Windelschnecke (Vertigo angustior) beachtlich. 

FFH-Gebiet 205 "Molsdorfer Schlosspark"

Das 7,0 ha große FFH-Gebiet umfasst den Park des Schlosses Molsdorf mit Grünanlagen, Parkteichen sowie einem Eichen-Hainbuchen-Bestand. Bedeutsam ist insbesondere das früher sehr individuenreiche Vorkommen des Kammmolches (Triturus cristatus). Nach derzeitigem Kenntnisstand ist Art im Gebiet stark rückläufig, wohl auf Grund erheblichen Predatorendrucks.