Erfurter Fürstenkongress 1808 bis 2008 – Kulturelles Jahresthema 2008

Vor 200 Jahren schaute ganz Europa auf Erfurt. Auf Einladung Kaiser Napoleons I. waren Alexander I. von Russland und die meisten der deutschen Rheinbundfürsten vom 27. September bis 14. Oktober 1808 in die Stadt gekommen, die dadurch für zwei Wochen zu einem Zentrum europäischer Politik wurde.

Ein Titelblatt mit abgebildeten Goldrahmen, der eine historische Abbildung des Fürstenkongresses trägt. Aus dem Bild heraus kommen zahlreiche Menschen, die in losen Gruppen verteilt stehen. Blaue Schriftzüge oben und unten auf dem Titelblatt.
Bild: Titelseite des Programmbuches zum Kulturjahr der Landeshauptstadt Erfurt Bild: © Stadtverwaltung Erfurt, Agentur Kleine Arche

Das später als „Erfurter Fürstenkongress“ in die Geschichte eingegangene Treffen wurde zur eindrucksvollen Machtdemonstration Bonapartes, der nach militärischen Niederlagen seine deutschen Vasallen und vor allem Russland zu beeindrucken gedachte und die mit dem Sonderstatus einer „Kaiserlichen Domäne“ versehene Stadt als idealen Treffpunkt auserkor.

Erfurt! Noch nie hat ein Name einen solchen Eindruck auf mich gemacht wie der Name dieser ausländischen Stadt. Ich kann nicht daran denken, ohne dass mich Furcht und Hoffnung zugleich bewegen; das Schicksal Europas und der Welt, die Zukunft der politischen Machtgestaltung, ja vielleicht der europäischen Kultur, liegen in ihr beschlossen.

Außenminister Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord am Vorabend der Begegnung zwischen Napoleon Bonaparte und Kaiser Alexander I. von Russland am 27. September 1808

Erfurt wurde damit zur weltpolitischen Bühne für ein Ereignis, das streng politisch betrachtet zwar eher folgenlos blieb, der Stadt selbst aber – als Ort des Geschehens – eine imponierende Ausstrahlungskraft verlieh. Militärische Messen und Paraden, Bälle, Ausflüge, Jagdgesellschaften, Feste und hochkarätige Theateraufführungen der weltberühmten "Comédie-Française" verwandelten Erfurt in eine Bühne – die Stadt war "in (ihrem) höchsten Glanze".

Den sich nun im Jahre 2008 zum 200. Male rundenden Jahrestag wird die Landeshauptstadt Erfurt nutzen, dieses herausragende Ereignis zu würdigen und den „Erfurter Fürstenkongress“ in den Mittelpunkt des städtischen kulturellen Lebens im Jahr 2008 zu stellen.

Politik, Wissenschaft und Kultur greifen das Thema auf und werden mit bundes- und europaweit ausstrahlenden Veranstaltungen die Landeshauptstadt Erfurt erneut in den Fokus öffentlicher Wahrnehmung stellen. So wird der Freistaat Thüringen zum Gastgeber für eine Europäische Konferenz, die sich mit einem der drängendsten Probleme der Gegenwart beschäftigen wird – der zukünftigen Energiepolitik. Andererseits wird auch der Mythos des Erfurter Fürstenkongresses durch den kulturellen Bereich sowohl historische Quellen offenlegend als auch künstlerisch-assoziativ hinterfragt. Die Annäherung an das Jubiläum erfolgt mittels vielfältiger künstlerischer und kultureller Aktivitäten und unter Einbeziehung großartiger Kunstschätze der Landeshauptstadt und reicht von Ausstellungen, multimedialen und musikalischen Veranstaltungen und Symposien bis hin zu den Denkmaltagen und militärhistorischen Aktionen. So soll eine komplexe Zeitreise zu den Ursprüngen europäischen Denkens entstehen.

Organisiert wurde das Jubiläum durch die Museen und Galerien der Stadt Erfurt, durch die Kulturdirektion sowie durch eine Vielzahl engagierter Vereine, Künstler und interessierter Bürger. Als Partner zur Vermarktung des Jubiläums wurde die Erfurter Tourismus GmbH gewonnen. Mit den Jubiläumsangeboten des Jahres 2008 soll die Landeshauptstadt Erfurt kulturell und politisch de facto ins Zentrum eines neuen geeinten Europas gelangen.